Grußwort von Prof. Dr. Michael Naumann

Als Johannes Wasmuth vor zwei Jahrzehnten starb, hinterließ er ein kulturelles Erbe, das mit seiner eindrucksvollen Persönlichkeit, seiner künstlerischen, musikalischen und literarischen Kennerschaft auf einzigartige Weise verbunden ist. Die Konzerte in Rolandseck, die Virtuosen von Weltrang anlockten – und dabei ist es geblieben – , waren so außergewöhnlich, dass sie weit über den Mittelrhein hinaus in den Feuilletons der Nation Beachtung fanden. Hier hat ein Einzelner eine Tradition etabliert, für die in anderen Kommunen weder der geistige Elan noch der kleine Kulturetat ausreichten. Er war nicht nur ein ernst zu nehmender Galerist, sondern ein kulturpolitischer Handelnder, der seine eigenen Visionen auf eine heitere Weise zu realisieren wusste.

Das Arp Museum, das vor einem Jahrzehnt seine Tore öffnete, gründet auf der Initiative von Johannes Wasmuth und seiner unermüdlichen Mitstreiter in der Arp-Gesellschaft.  Der Johannes-Wasmuth-Gesellschaft e.V. ist es gelungen, den neugierigen, wachen Geist ihres Namensgebers wider zu spiegeln. Dass im Jahr des drohenden „Brexit“ der Fokus des diesjährigen Festivals auf den Werken des britischen Künstlers Henry Moore und der Komponisten Benjamin Britten und Edward Elgar liegt, mag als Hinweis darauf dienen, dass jenseits der tagespolitischen Konflikte eine kontinentale kulturelle, künstlerische Gemeinsamkeit existiert, die tiefere europäische Wurzeln hat als ein vorübergehender insularer Isolationismus. Wer Jean Arps Arbeiten liebt, wird mit gleichem Entzücken die Genre überschreitenden Verwandtschaften seiner Werke mit denjenigen der Künstler genießen, die das Festival in diesem Jahr präsentiert. Johannes Wasmuth hätte das gefallen.

Professor Dr. Michael Naumann

Rektor der Barenboim-Said Akademie

Berlin