Michail Lifits konzertierte als erster Künstler in dem Saal des alten Hotels Rheingold Bellevue unterhalb des Bahnhofs Rolandseck. Auf Initiative des Ehepaares Neidert-Buech spielte er zugunsten der Johannes Wasmuth Gesellschaft Franz Schuberts Sonate a-Moll D. 845 und die 24 Präludien op. 34 von Dmitri Schostakowitsch. Die geladenen Gäste genossen die besondere Atmosphäre dieses historischen Ortes, den Hauch vergangener Pracht und den Blick auf den wunderschönen Strom, der im Abendsonnenschein funkelte. Michail Lifits spielte so ausdrucksstark, daß Spaziergänger auf der Rheinpromenade verharrten und den Klängen lauschten. Am 6.5.2014 berichtete der Generalanzeiger Bonn im Feuilleton unter der Überschrift „Kunst gegen Verfall“ http://www.genios.de/presse-archiv/artikel/GAZ/20140506/kunst-gegen-verfall-rolandseck-konz/201405062169180.html Hier ein anschaulicher Bericht über diesen wunderbaren Nachmittag von Cornelia Rabitz: Konzert mit Aussicht Premiere im ehemaligen Hotel Rheingold-Bellevue in Rolandseck: Zum ersten Mal fand dort ein Konzert der Johannes Wasmuth Gesellschaft statt. 50 Gäste waren der Einladung gefolgt – und erlebten Klaviermusik in höchst ungewöhnlichem Ambiente. Über diesen Ort musste sogar die Hauptperson des Abends staunen: Michail Lifits, ein junger Pianist, der bereits auf vielen bedeutenden Konzertpodien in der Welt unterwegs ist, legte hier auf dem Weg von Triest in die deutsche Hauptstadt einen Zwischenstopp für ein Recital ein: „Coole ‚location‘, sie könnte sich glatt in Berlin befinden!“ befand er. Bröckelnder Putz, offenliegende Eisenträger, verblichenes Dekor – kurzum, die für alle unübersehbare Sanierungsbedürftigkeit des Gebäudes sorgte beim Publikum zwar für einiges Aufsehen, aber schließlich war man sich einig: Ein höchst origineller, mehr noch: wunderschöner Ort! Denn in welchem Konzertsaal hat man schon ein so wunderbares Rheinpanorama direkt vor Augen?
Augenschmaus und Ohrenschmaus Die Stühle für die Zuhörer waren geschickt platziert. Während Franz Schuberts zauberhafte Klaviersonate a-Moll erklang konnten die Blicke über den in der Sonne glänzenden Rhein schweifen, gemächlich zogen dort Ausflugsdampfer und Frachtschiffe ihre Bahn, gelegentliches Hupen oder Tuten störte die Idylle kaum. Auch den Künstler nicht: „Ich nehme das alles beim Spielen wahr, habe gehört, dass es mal zu einem kurzen Gleichklang zwischen dem Schiffssignal und einem Ton von hier kam, sehr witzig!“ Sogar die – furios dargebotenen – 24 Präludien op. 34 von Dmitri Schostakowitsch fügten sich ins Ambiente. Michail Lifits:“Schostakowitsch passt hierher, auch bei ihm gibt es das Erhabene und das Bescheidene, Schräges und Schönes, Liebliches und Derbes. Diese Musik ist kontrastreich – genauso wie dieser Saal.“ Ein Konzert als Gesamtkunstwerk, das für große Begeisterung im Publikum sorgte. Johannes Wasmuth hätte seine Freude daran gehabt, davon ist Torsten Schreiber, Impresario und ‚spiritus rector‘ der Gesellschaft überzeugt. Und irgendwie war der große Musikförderer ja auch dabei: Auf einem weißen Gartenstuhl neben dem Flügel stand seine Fotografie. Gaumenschmaus Und dann war da noch die Sache mit der Kartoffelsuppe. Mitglieder der Gesellschaft hatten vor dem Konzert nicht nur Fenster gereinigt, Stühle aufgestellt, Geschirr und Kerzen besorgt, sondern auch einen Imbiss vorbereitet. Und wer zufällig vorbeikam wurde gleich eingespannt. Irene Diederichs, Vorstandsmitglied und Mäzenin, fand sich unversehens im Küchenteam wieder: „Plötzlich saß ich vor einem Haufen Kartoffeln – da blieb mir ja nichts anderes übrig, als zu schälen“, sagt sie lachend. Gekocht wurde nebenan, in der Wohnung von Myriam Farid, Artist in Residence der Johannes Wasmuth Gesellschaft. Heiß war die Suppe und äußerst lecker – auch sie kam, wie der Muffendorfer Rotwein von Irene Diederichs, beim Publikum gut an. Viele dürfen sich auf eine Fortsetzung freuen: Die Wasmuth-Gesellschaft wird in den nächsten Wochen weitere Konzerte im ehemaligen Hotel veranstalten können, dank Klaus Decker, dem Besitzer der Immobilie, der das Gebäude für eine Zeit zu diesem Zweck an die Gesellschaft vermietet. Irene Diederichs schaut gleichwohl ein wenig sorgenvoll: „Ein Provisorium wie dieses ist zwar schön – aber ich wünsche mir sehr, dass es hier weiter geht.“ 50 Stühle und manches andere hat sie schon gespendet. Wer die tatkräftige Musikliebhaberin kennt weiß, dass es dabei nicht bleiben wird. Dafür, dass künftig noch mehr Menschen die JWG unterstützen wird nun kräftig die Werbetrommel gerührt. Zwei neue Mitglieder konnten durch das Konzert mit Aussicht bereits gewonnen werden. Wenn das nicht gute Aussichten sind… Cornelia Rabitz