Benefizkonzert mit Guy Braunstein und Ohad Ben-Ari

Benefizkonzert mit Guy Braunstein und Ohad Ben-Ari
im alten Hotel Rheingold Bellevue in Rolandseck

Im Zusammenhang mit dem 9. Rolandseck-Festival und der 1. West Eastern Summer School konzertierten Guy Braunstein und Ohad Ben Ari in dem alten Hotel Rheingold Bellevue. Mit ihrem Benefizkonzert wollen sie das musikalische Geschehen in Rolandseck unterstützen und durch ihr Können an Johannes Wasmuth, seine Ziele und Ideale erinnern. Rheingold-28-5-2014-1
Schon als Kinder nahmen beide Künstler an den von Johannes Wasmuth und Chaim Taub gegründeten Sommerkursen teil und haben sich seitdem den Idealen der Völkerverständigung und musikalischen Jugendförderung verpflichtet gefühlt. Auch aus diesem Grund haben Guy Braunstein und Ohad Ben-Ari die Ehrenmitgliedschaft der Johannes Wasmuth Gesellschaft erhalten, wie Almuth Becker-Löhr, die 2. Vorsitzende in ihrer Laudatio erwähnte.
Guy Braunstein (Violine) und Ohad Ben-Ari (Klavier) spielten zwei Beethovensonaten, zu Beginn die Sonate Nr. 3 es-dur und nach der Pause die Sonate Nr. 7 c-moll zur großen Freude der Musikfreunde. Aber auch die Künstler ließen sich von der Atmosphäre des ungewöhnlichen Ortes und dem Engagement der versammelten Menschen animieren und verweilten noch lange bei interessanten Gesprächen.

Ehrenmitglieder: Guy Braunstein und Ohad Ben-Ari mit Almuth Becker Löhr (2. Vorsitzende der Johannes Wasmuth Gesellschaft) und Torsten Schreiber (Künstlerischer Leiter)
Ehrenmitglieder: Guy Braunstein und Ohad Ben-Ari mit Almuth Becker Löhr (2. Vorsitzende der Johannes Wasmuth Gesellschaft) und Torsten Schreiber (Künstlerischer Leiter)

Auftaktkonzert der Summer School:

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„Aus dem Schlaf erweckt“

Äußerlich sieht das Gebäude noch grau und recht mitgenommen aus – man ahnt nichts von der einstigen Pracht des früheren Hotels, das einmal bevorzugtes Ziel vieler Sommerfrischler gewesen ist. Im Inneren aber sind Fortschritte unübersehbar. Davon konnten sich rund 70 Interessierte bei einem Konzert selbst überzeugen: Eine Wiedererweckung anlässlich des Auftakts der ersten „West Eastern Beethoven Summer School“. Ein bisschen macht das „Hotel Rheingold Bellevue“ seinem schönen Namen wieder Ehre: Der große Empfangsraum im Erdgeschoss mit dem herrlichen Panoramablick zum Rhein ist inzwischen nicht nur aufgeräumt, er steht auch als Raum für Konzerte zur Verfügung: „Niemand muss mehr befürchten, dass ihm hier die Decke auf den Kopf fällt“, sagt Raimund Maschita. Der Architekt – Mitglied in der Johannes Wasmuth Gesellschaft – hat zusammen mit Statikern dafür gesorgt, dass ein Gerüst eingezogen wurde. „Ich bin selbst ganz froh darüber und komme jetzt lieber hierher“, sagt der Frankfurter mit Wohnsitz in Oberwinter.

P1030493 Ein Gerüst im Konzertsaal? Nun ja. Wo vor ein paar Tagen noch hässliche Stahlträger, Metallteile und altes Holz zu sehen waren, spannen sich jetzt golden leuchtende Stoffbahnen an Decken und tragenden Elementen. Das gibt dem Raum ein ganz eigenartiges, an ein Theater erinnerndes Flair. Ein glücklicher Zufall hat es gefügt. Torsten Schreiber begegnete dem ehemaligen Bühnentechniker Simon kurz vor dem Start der Summer School. Der künstlerische Leiter der Wasmuth-Gesellschaft berichtet:“ Herr Simon hat mich vor ein paar Tagen kontaktiert, er wollte uns unterstützen, er ist ja Experte für Bühnenausstattung. Dann haben wir die Goldfolie bestellt, es wurde genäht – und er hat im Eiltempo in nur eineinhalb Tagen die Folie an der Decke und einigen Gerüststangen angebracht.“   Kein Wunder, dass es beim ersten Konzert viel „Ah“ und „Oh“ gegeben hat: Die etwa 70 Zuhörer waren überwiegend begeistert. Und nicht nur sie – auch die Künstler.

Vier Tage lang hatten sie, zwischen Leitern, Holzleisten und riesigen Stoffbahnen intensiv geprobt und waren zuletzt fast enthusiastisch. „Es hat einen Riesenspaß gemacht“, sagt Jonathan Aner, israelischer Pianist mit Professur in Berlin. Aner hat hier junge Streicher betreut und begleitet, darunter die in der Schweiz lebenden Cellistin Sayaka Studer. Das Duo präsentierte die 1. Cellosonate von Brahms als furioses Werk, zupackend und farbenreich. Ungewöhnlich geriet der Auftritt mit Jonathan Aner am Klavier, dem aus Nazareth stammenden erst 17 Jahre alten Yamen Saadi an der Geige und dem nur wenig älteren türkischen Cellisten Dogus Ergin. Nach Mendelssohns Trio in c-moll spielten sie eine sehr originelle Zugabe. Der Pianist: „ Wir haben ein Stück Wüste mit gebracht – wenn hier schon drei Musiker aus verschiedenen Ecken Europas und dem Nahen Osten gemeinsam musizieren!“ Gespielt wurden drei beduinische Tänze, arrangiert und bearbeitet für Klaviertrio.

Yamen Saadi sagt anschließend, dass er gerne wieder kommen würde an diesen ungewöhnlichen Ort. Noch führt er ein anstrengendes Leben zwischen Nazareth – wo er mit seiner Familie wohnt -, Tel Aviv – wo er am Konservatorium studiert – und Berlin. Dorthin fliegt er immer wieder zu Probenphasen des West Eastern Divan Orchestras, in dem er bereit im Alter von 11 Jahren mitgespielt hat. Bellevue-West-Eastern-25-5-2014-7 Musik verbindet.Dass Musik Grenzen überschreitet und Menschen sehr unterschiedlicher Kulturen zusammenbringt, hat diese Summer School – übrigens unter der Schirmherrschaft von Beethovenfest-Chefin Nike Wagner – aufs Schönste gezeigt. So entstehen auch neue Perspektiven.

Myriam Farid – Artist in Residence der Wasmuth Gesellschaft – und Or Re’em aus Israel zeigten sich mit Musik von Ravel, Schubert und Poulenc als kongeniales Duo am Flügel. „Wir wollen was draus machen“, sagt die aus Ägypten stammende Pianistin, „es hat einfach zu gut harmoniert!“ Ihr Klavierpartner ergänzt: „Damit hätte ich nicht gerechnet. Wir kannten uns ja nicht vorher und es hat so gut funktioniert!“ Ende Juni wird die Summer School mit weiteren jungen Musikern aus verschiedenen Ländern fortgesetzt. Torsten Schreiber, der sich ganz dem Geist des 1997 verstorbenen Johannes Wasmuth verpflichtet fühlt, ist zuversichtlich: „Wieder ein Fortschritt hier im Hotel Rheingold Bellevue! So muss es weitergehen. Es ist so, als sei der alte Ort jetzt aus dem Schlaf erweckt.“

Autorin: Cornelia Rabitz

Auftakt WEBSS – West Eastern Beethoven Summer School, 25.5.14, 17 Uhr im Hotel Rheingold Bellevue

Sonntag, 25. Mai 2014, 17 Uhr | Hotel Rheingold Bellevue

Auftakt WEBSS – West Eastern Beethoven Summer School
Schirmherrin: Prof. Dr. Nike Wagner, Intendantin des Beethovenfestes Bonn
Paten: Emilia Lipkovits-Ehrenfeld, Dr. Karl Otto Körber, Dr. Remon Azar

mit Myriam Farid (Ägypten), Jonathan Aner (Israel),
Dogus Ergin (Türkei), Yamen Saadi (Israel-Palästina),
Or Re’em (Israel) & Sayaka Studer (Schweiz/Japan)
Werke von Beethoven (2. Cellosonate), Mendelssohn (Klaviertrio c-moll),
Schubert (aus dem Grand Duo für Violine und Klavier), Brahms, Ravel u. a.

Anschließend: west-östlicher Ausklang mit den Künstlern
(für Förderer und Mitglieder der Wasmuth Gesellschaft)

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Konzertflyer (PDF) West Eastern Beethoven Summer School

West Eastern Beethoven Summer School (WEBSS)

Veranstaltungen im Geiste Beethoven sind ein Anliegen von Nike Wagner, Intendantin des Bonner Beethovenfestes. Diesem Geist ist die West Eastern Beethoven Summer School zu einem großen Teil verpflichtet. Denn Meisterkurse mit jungen Talenten aus Europa und dem Mittleren Osten stehen im Mittelpunkt der erstmalig durchgeführten Summer School. Neben Unterrichtsphasen im Hotel Rheingold Bellevue in Rolandseck wird den Teilnehmenden ein Informationsprogramm an den vielen Musik- und Kulturstätten der Region angeboten. Angereichert wird das Progamm im Hotel Rheingold Bellevue mit Konzerten junger und arrivierter Musiker an den Sonntagnachmittagen des Sommers – zugunsten der Johannes-Wasmuth-Gesellschaft.

Dem Namensgeber unsere Gesellschaft, Johannes Wasmuth, dessen Andenken mit Rolandseck untrennbar verbunden ist, ist diese Summer School gewidmet. Die Völkerverständigung lag ihm am Herzen. Als Erster brachte er das Israel Philharmonic Orchestra mit Zubin Mehta und Chaim Taub nach Bonn. Seine Rolandsecker Sommerkurse sind die Grundsteine des Rolandseck-Festivals und der Villa Musica. Er förderte junge Musiktalente aus aller Welt, war ein Freund der Künstler und schuf einen Ort für Künstler. Diesem Geist ist die Wasmuth-Gesellschaft verpflichtet.

Hotel Rheingold Bellevue

Hotel Rheingold Bellevue, fotografiert von Richard Westebbe
Hotel Rheingold Bellevue, fotografiert von Richard Westebbe

Mit den kommenden Konzerten wird das traditionsreiche Hotel Rheingold Bellevue wiederbelebt, das die Rolandsecker Familie Decker vor dem Abriss bewahrt hat. Dafür gebührt ihr unser großer Dank.

Bitte unterstützen Sie unsere wichtige Arbeit mit einer Spende, dem Beitritt zu unserer Gesellschaft und nicht zuletzt dem Besuchen unserer Veranstaltungen. Wir sind auf Ihre Mihilfe angewiesen.

Anfahrt zum Hotel Rheingold Bellevue

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Erstes Konzert im alten Hotel Rheingold Bellevue

Hotel Rheingold Bellevue, fotografiert von Richard Westebbe
Hotel Rheingold Bellevue, fotografiert von Richard Westebbe
Der alte Konzertsaal
Der alte Konzertsaal
Michail Lifits
Michail Lifits

Michail Lifits konzertierte als erster Künstler in dem Saal des alten Hotels Rheingold Bellevue unterhalb des Bahnhofs Rolandseck. Auf Initiative des Ehepaares Neidert-Buech spielte er zugunsten der Johannes Wasmuth Gesellschaft Franz Schuberts Sonate a-Moll D. 845 und die 24 Präludien op. 34 von Dmitri Schostakowitsch. Die geladenen Gäste genossen die besondere Atmosphäre dieses historischen Ortes, den Hauch vergangener Pracht und den Blick auf den wunderschönen Strom, der im Abendsonnenschein funkelte. Michail Lifits spielte so ausdrucksstark, daß Spaziergänger auf der Rheinpromenade verharrten und den Klängen lauschten. Am 6.5.2014 berichtete der Generalanzeiger Bonn im Feuilleton unter der Überschrift „Kunst gegen Verfall“ http://www.genios.de/presse-archiv/artikel/GAZ/20140506/kunst-gegen-verfall-rolandseck-konz/201405062169180.html   Hier ein anschaulicher Bericht über diesen wunderbaren Nachmittag von Cornelia Rabitz: Konzert mit Aussicht  Premiere im ehemaligen Hotel Rheingold-Bellevue in  Rolandseck: Zum ersten Mal fand dort ein Konzert der Johannes Wasmuth Gesellschaft statt. 50 Gäste waren der Einladung gefolgt – und erlebten Klaviermusik in höchst ungewöhnlichem Ambiente.  Über diesen Ort musste sogar die Hauptperson des Abends staunen: Michail Lifits, ein junger Pianist, der bereits auf vielen bedeutenden Konzertpodien in der Welt unterwegs ist, legte hier auf dem Weg von Triest in die deutsche Hauptstadt einen Zwischenstopp für ein Recital ein: „Coole ‚location‘, sie könnte sich glatt in Berlin befinden!“ befand er. Bröckelnder Putz, offenliegende Eisenträger, verblichenes Dekor – kurzum, die für alle unübersehbare Sanierungsbedürftigkeit des Gebäudes sorgte beim Publikum zwar für einiges Aufsehen, aber schließlich war man sich einig: Ein höchst origineller, mehr noch: wunderschöner Ort! Denn in welchem Konzertsaal hat man schon ein so wunderbares Rheinpanorama direkt vor Augen?

Fleißige Hände nach der Putzaktion
Fleißige Hände nach der Putzaktion

Augenschmaus und Ohrenschmaus Die Stühle für die Zuhörer waren geschickt platziert. Während Franz Schuberts zauberhafte Klaviersonate a-Moll erklang konnten die Blicke über den in der Sonne glänzenden Rhein schweifen, gemächlich zogen dort Ausflugsdampfer und Frachtschiffe ihre Bahn, gelegentliches Hupen oder Tuten störte die Idylle kaum. Auch den Künstler nicht: „Ich nehme das alles beim Spielen wahr, habe gehört, dass es mal zu einem kurzen Gleichklang zwischen dem Schiffssignal und einem Ton von hier kam, sehr witzig!“ Sogar die – furios dargebotenen – 24 Präludien op. 34 von Dmitri Schostakowitsch fügten sich ins Ambiente. Michail Lifits:“Schostakowitsch passt hierher, auch bei ihm gibt es das Erhabene und das Bescheidene, Schräges und Schönes, Liebliches und Derbes. Diese Musik ist kontrastreich – genauso wie dieser Saal.“ Ein Konzert als Gesamtkunstwerk, das für große Begeisterung im Publikum sorgte. Johannes Wasmuth hätte seine Freude daran gehabt, davon ist Torsten Schreiber, Impresario und ‚spiritus rector‘ der Gesellschaft überzeugt. Und irgendwie war der große Musikförderer ja auch dabei: Auf einem weißen Gartenstuhl neben dem Flügel stand seine Fotografie. Foto Nr. 2 Gaumenschmaus Und dann war da noch die Sache mit der Kartoffelsuppe. Mitglieder der Gesellschaft hatten vor dem Konzert nicht nur Fenster gereinigt, Stühle aufgestellt, Geschirr und Kerzen besorgt, sondern auch einen Imbiss vorbereitet. Und wer zufällig vorbeikam wurde gleich eingespannt. Irene Diederichs, Vorstandsmitglied und Mäzenin, fand sich unversehens im Küchenteam wieder: „Plötzlich saß ich vor einem Haufen Kartoffeln – da blieb mir ja nichts anderes übrig, als zu schälen“, sagt sie lachend. Gekocht wurde nebenan, in der Wohnung von Myriam Farid, Artist in Residence der Johannes Wasmuth Gesellschaft. Heiß war die Suppe  und äußerst lecker – auch sie kam, wie der Muffendorfer Rotwein von Irene Diederichs, beim Publikum gut an. Viele dürfen sich auf eine Fortsetzung freuen: Die Wasmuth-Gesellschaft wird in den nächsten Wochen weitere Konzerte im ehemaligen Hotel veranstalten können, dank Klaus Decker, dem Besitzer der Immobilie, der das Gebäude für eine Zeit zu diesem Zweck an die Gesellschaft vermietet. Irene Diederichs schaut gleichwohl ein wenig sorgenvoll: „Ein Provisorium wie dieses ist zwar schön – aber ich wünsche mir sehr, dass es hier weiter geht.“ 50 Stühle und manches andere hat sie schon gespendet.  Wer die tatkräftige Musikliebhaberin kennt weiß, dass es dabei nicht bleiben wird. Dafür, dass künftig noch mehr Menschen die JWG unterstützen wird nun kräftig die Werbetrommel gerührt. Zwei neue Mitglieder konnten durch das Konzert mit Aussicht bereits gewonnen werden. Wenn das nicht gute Aussichten sind… Cornelia Rabitz

Ein Ständchen für Johannes Wasmuth und seine guten Ideen
Ein Ständchen für Johannes Wasmuth und seine guten Ideen

Traumhaft schön hier!“

Myriam mit den Damen Decker und Rabitz und Torsten Schreiber im alten Saal
Myriam mit den Damen Decker und Rabitz und Torsten Schreiber im alten Saal

Myriam Interview 2

Myriam Farid, Artist in residence, ist in Rolandseck angekommen

Vor ein paar Wochen noch stapelten sich hier Kartons und Mobiliar, es fehlten Lampen und Teppiche – jetzt prangt die erste Künstlerwohnung im Anwesen neben dem „Bellevuechen“ in neuem Glanz. Viele haben Myriam Farid geholfen und ihr, wie sie sagt, das Einleben leicht gemacht. Wenn sie nun aus dem großen Küchenfenster hinüber zum Rhein schaut, ist sie glücklich:“ Dieser Ort strahlt etwas Besonderes aus, er hat ‚spirit‘. Ich fühle mich wunderbar inspiriert und bin froh, hier in der nächsten Zeit arbeiten zu können“, sagt die Pianistin. Ihr Konzertflügel ist indes noch nicht ganz dort, wo er eigentlich stehen sollte. Er befindet sich in der Lobby des benachbarten ehemaligen Hotels, einem riesigen, vom Zahn der Zeit sichtlich angenagten Raum, dem man die Spuren der einstigen Pracht gleichwohl ansieht. Myriam hofft, dass das Instrument bald in ihre neue Behausung transportiert werden kann. Vorerst aber übt sie noch in diesem zweifellos ungewöhnlichen Ambiente – das von freundlichen Helfern so gut es ging von Staub und Spinnweben befreit wurde.
Die Mitglieder der Wasmuth-Gesellschaft konnten sich am 5. April erste Eindrücke verschaffen und ihre „Artist in residence“ persönlich kennenlernen: Zum Apéritif in der alten Lobby wurde Musik serviert, Myriam Farid spielte Stücke von Satie und Ravel. „Ich bin von vielen Kulturen und Sprachen beeinflusst worden, diese Vielfalt hat meine Kreativität immer beflügelt“, sagt sie beim anschließenden Gespräch mit Cornelia Rabitz. Die Künstlerin mit ägyptischen Wurzeln ist in Kanada aufgewachsen, hat in Quebec und Paris studiert, in Brüssel und Frankfurt gelebt, Konzerte gegeben, an vielen Meisterkursen teilgenommen und hat selbst Studierende aus verschiedenen Ländern unterrichtet. Sie spricht Arabisch, Französisch und Englisch – mit der deutschen Sprache muss sie sich freilich noch weiter anfreunden, räumt sie ein.
Vielfältig war denn auch das Buffet, an dem sich die Gäste laben konnten: Die Palette reichte von ägyptischem Gurke-Minze-Salat über Tessiner Käsewähe bis hin zum rheinischen „Bütterchen“. Die von der Wasmuth-Gesellschaft angemietete Künstlerwohnung in Rolandseck wird nach diesem gelungenen Auftakt sicher ein lebendiger Ort des Austauschs und der kulturellen Begegnung werden. Und Myriam Farid hat in der nächsten Zeit viel vor, wie Torsten Schreiber, künstlerischer Leiter und Impresario, verriet: „Ein Konzert mit Kammermusik ist geplant, sie wird eine erste Meisterklasse geben und mit Daniel Barenboims West-Eastern-Divan-Orchestra zusammen auftreten.“ Trotzdem hofft die Pianistin, dass ihr noch ein wenig Zeit für andere Dinge bleibt: Für Spaziergänge mit Hund „Ulisse“ zum Beispiel oder für Touren mit ihrem frisch erworbenen Fahrrad.

Elisabeth Leonskaja wird Ehrenmitglied

Elisabeth Leonskaja mit ihren jungen Kollegen Myriam Farid und Hinrich Alpers und Stefania Adomeit
Elisabeth Leonskaja mit ihren jungen Kollegen Myriam Farid und Hinrich Alpers und Stefania Adomeit

Leonskaja 3

Elisabeth Leonskaja wird Ehrenmitglied der im Juni 2013 gegründeten Johannes-Wasmuth-Gesellschaft. Die Pianistin hatte in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts im Bahnhof Rolandseck gelebt und ist seitdem Johannes Wasmuth, seinen Ideen und seinem geistigen Erbe auch nach seinem Tode sehr verbunden.
Mitten in der Bonner Innenstadt fand im privaten Kreis eine Feier zur feierlichen Übergabe der Ehrenurkunde an die große Pianistin Elisabeth Leonskaja statt.
Sie erzählte aus ihrem Leben, ihren künstlerischen Erfahrungen und Vorstellungen und diskutierte lebhaft mit den jungen Pianisten Hinrich Alpers und Myriam Farid aus Ägypten.
Elisabeth Leonskaja lernte Johannes Wasmuth als junge Pianistin kennen und war beeindruckt von seiner Großzügigkeit und seinen Ideen. Gemeinsam mit ihrem Förderer Swjatoslav Richter lebte sie in der Villa Wasmuth, um Partituren zu studieren und gemeinsam zu üben.
Sie empfiehlt der Johannes Wasmuth-Gesellschaft, vor allem diese schöpferische Großzügigkeit zu pflegen und die richtigen jungen Talente zu fördern.

Über ihre erste Begegnung mit Johannes Wasmuth sagte Elisabeth Leonskaja:
„Ich hatte von Künstlerfreunden gehört, daß es am Rhein ein „Künstlerhotel“ gibt. Also bin ich dorthin gefahren und habe angeklopft. Eine Frau öffnete mir – es war Rosalka – und fragte, ob ich hier schlafen wolle. Ich bejahte und fragte, ob ich etwas auch etwas zu essen bestellen könne. Wenn ich denn mit Suppe und Brot zufrieden wäre, könne ich mich mit an den Tisch setzen, meinte sie. Immer wieder versuche ich, meine „Hotelrechnung“ zu bezahlen, was mir nie gelang….“

Im Feuilleton des Bonner Generalanzeigers erschien am 24. März 2014 ein Artikel über dieses Ereignis. Ausdrücklich wurde die Gastfreundschaft beschrieben, die Elisabeth Leonskaja -oft auch gemeinsam mit Swjatoslav Richter- bei Johannes Wasmuth erlebt hat.
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Benefizvortrag in Rodenkirchen

Konzert AlmutDa Igor Levit (Klavier) erkrankt war, hielt der Musikwissenschaftler und Mediziner Dr. Wolfram Goertz aus Düsseldorf einen Vortrag

über Johann Sebastians Werk und insbesondere seine „Clavierübung“  1.Teil. Konzert Almut 1

Hierbei verglich er die Spielweisen und Interpretationen von Glenn Gould, Andras Schiff und Marth Argerich mithilfe von Musikbeispielen.
Ein beeindruckender und kurzweiliger Abend im Hause einer Kölner Künstlerin.

Auf dem unteren Foto sieht man die Gastgeberin Almut Becker-Löhr im Gespräch mit dem Vortragenden Dr. Wolfram Goertz.